Die ARD hat gestern Abend mit einem weiteren Medizinkrimi wieder für einen unterhaltsamen Fernsehabend gesorgt.
Ein Mädchen infiziert sich bei einer Routineoperation mit einem gefährlichen, multirestistenen Bakterium. Die Krankenhausleitung ist sich der Hygieneprobleme bewusst, vertuscht diese jedoch, indem sie jedem Patienten vorsorglich Antibiotikum verabreichen lässt, ohne Wissen der Patienten und ohne Wissen der Ärzte. Eine Krankenschwester, die gegen Geldzuwendungen und aus Angst um ihre Stelle heimlich das Medikament in eine Kochsalzinfusion gibt, ist natürlich schnell gefunden. (Was kein Wunder ist, bei dem aktuellen Tarifgehalt von Pflegepersonal). Erst als das Mädchen einen allergischen Schock auf ein Antibiotikum hin erleidet, beginnt die behandelnde Ärztin nachzuforschen, denn sie hatte das Antibiotikum nicht verordnet.
Leider hat der Film einen sehr ernsten Hintergrund. Jedes Jahr erkranken in deutschen Krankenhäusern tausende Patienten an Keim-Infektionen. Viele dieser Patienten sterben. Ein besonderes Problem sind dabei die multiresistenten Keime, die gegen nahezu jedes Antibiotikum immun sind.
Ein solcher Keim ist Acinetobacter Baumannii. Es ist noch gar nicht so lange her, als sich Anfang 2015 in Kiel dreißig Menschen mit diesem Keim angesteckt hatten. Leider gab es damals auch Todesfälle.
In Götter in Weiß hat sich eben dieser Keim in der Klimaanlage von einem der beiden Operationssäle eingenistet. Um diesen trotzdem weiter betreiben zu können und somit Einnahmen zu erzielen, greift die Krankenhausleitung also zu dem Mittel einer prophylaktischen Antibiotikagabe.
Genau hier greift der Film ein weiteres, sehr brisantes Thema auf: Der Kostendruck im Gesundheitssystem. Krankenhäuser müssen kostendeckend arbeiten. Der sich daraus ergebende Sparzwang führt dazu, dass Hygienestandards nicht eingehalten werden können. Natürlich wird auch der Personalmangel angesprochen. Pflegepersonal und Ärzte sind, auch wenn der Filmtitel sie als Götter bezeichnet, auch nur Menschen, die im Stress und unter Belastung Fehler machen können und sei es nur, indem das Händedesinfektionsmittel nicht dreißig Sekunden lang eingerieben wird.
Götter in Weiß greift also aktuelle Themen auf, liefert Informationen zu diesen und unterhält auch noch.
Zudem hat sich das Filmteam in den meisten Szenen sehr gut vorbereitet und den Klinikalltag gut dargestellt. Was mir besonders gut gefiel, war die Machart des Films. Es wurde nicht alles direkt gezeigt, viele Anspielungen und Zusammenhänge fielen wahrscheinlich nur dem aufmerksamen Zuschauer auf, wie zum Beispiel das sündhaft teure Geburtstagsgeschenk einer allein erziehenden Krankenschwester für ihren Sohn. Gerade das unterstützte die realistische Darstellung, die den Filmemachern gelungen ist.
Hoffentlich muss ich in den nächsten Monaten in keinen Operationssaal.